2005
Die Heinzelmännchen der Prunksitzung
Ein Blick hinter die Kulissen der Schwarzen Elf
Samstagabend, 20 Uhr. Der Saal ist gefüllt, die Kapelle stimmt den Einzugsmarsch an und vorbei am mitklatschenden Publikum marschiert der Elferrat zu Bühne. Helau und guten Abend, herzlich willkommen zu einem bunten, mehrstündigen Faschingsprogramm. Die Akteure geben ihr Bestes, die Stimmung steigt und weit nach Mitternacht geht mit dem großen Finale und allen Mitwirkenden auf der Bühne die Show zu Ende.
Alle Mitwirkende? Nein, da fehlen die Heinzelmännchen, die hinter der Bühne und rund um das Geschehen dafür sorgen, dass der Laden rund läuft, dass die durchschnittlich 220 Akteure versorgt sind, den Besuchern die Mäntel abnehmen und sich um so profane Dinge wie zum Beispiel die Anbringung der Stuhlnummern kümmern. Zu dieser „unsichtbaren“ Truppe gehört zum Beispiel auch Ingrid Hümpfer, durch deren Hände ein guter Teil der anzufertigenden Kostüme geht und die - gemeinsam mit ihrem Team - auch die unvermeidlichen Änderungs- und Ausbesserungsarbeiten erledigt. „Die Figuren ändern sich halt im Lauf der Zeit und da muss so manche Naht herausgelassen werden,“ schmunzelt sie.
Diese Arbeiten beginnen schon im Spätsommer, dann liegen die ersten Skizzen und Ideen für neue Kostüme auf dem Tisch. Aus diesen Zeichnungen erstellt die Frau des Gesellschaftspräsidenten die Schnitte und rückt anschließend vielen Metern Stoff mit Schere und Nadel zu Leibe. Rund 2000 Euro werden so jedesmal für Stoffe und T-shirts ausgegeben, dazu noch gut 1000 Euro für Accessoires und Zubehör. Nach einigem Kopfrechnen hat sie dann auch, wenigstens ungefähr, die Stundenzahl beisammen: „So um die 250 Stunden Arbeit stecken da allein von mir drin.“ Dass sie und ihre Helfer das alles ehrenamtlich machen, davon spricht sie nicht, das ist selbstverständlich.
Spätestens ab November ist dann auch der Chef gefordert, denn bei der Schwarzen Elf liegt der Kartenverkauf in den Händen des Gesellschaftspräsidenten. Um diese Zeit laufen die Bestellungen ein und müssen dann koordiniert werden, „jeder sitzt natürlich gerne auf einem Lieblingsplatz und da muss schon genau geplant werden,“ meint Georg Hümpfer ganz trocken. So ab Herbst beginnt die Schwarze Elf auch wieder richtig zu leben, denn während des Jahres haben fast nur die Mitglieder der Kolpingfamilie als Urheimat der Gesellschaft miteinander Kontakt. „Es ist schon faszinierend,“ lacht Hümpfer. „Das ganze Jahr sieht und hört man nichts und pünktlich im Herbst kommen alle aus den Löchern und beginnen mit den Vorbereitungen.“
Vorplanen muss auch die Garderobentruppe, jeden Abend werden - je nach Witterung - zwölf bis 14 Helfer benötigt und die rekrutieren sich aus einem Stamm von rund 30 Mitarbeitern. Übrigens, nur bei Schwarzen Elf passiert es, dass ein leibhaftiger Bankdirektor Ihren Mantel in Empfang nimmt. Von jedem Garderobeneuro gehen übrigens 60 Cent in den Spendentopf für den Afrikakreis, in der Session 2004 waren das immerhin 3000 Euro. Und auf eines sind die Garderobieren besonders stolz: „Es hat noch nie etwas gefehlt“ Und wenn man am Ende wegen zwei Mänteln dann noch eine Stunde warten muss, „dann gehören die garantiert unseren Leuten.“
Um 19 Uhr beginnt der Abend für die Heinzelmännchen, neben der Sitznummerkontrolle gilt es jeden Abend 300 Luftballons für das Finale aufzublasen, müssen Luftschlangen aufgelegt, die Licht- und Tonanlage gecheckt werden. Halt, der Chef des Ganzen muss auch hier wieder früher ran, denn Georg Hümpfer besorgt den Imbiss für die ganze Truppe. Gegen Mittag holt er 300 Brötchen, 70 Salz-, Laugen- und Mohnstangen, dazu so um die 15 Kilogramm Wurst und dann machen sich die Brötchenschmierer an's Werk. Im Getränkelager laufen die „Aufträge“ der Aktiven ein, es werden Kästen mit den gewünschten Getränken für den Abend vorbereitet. Der Mundschenk für den Elferrat verteilt die Krüge an den Plätzen („früher waren das ja Weingläser, nachdem mittlerweile zwei Drittel antialkoholische Getränke bevorzugen, nehmen wir Krüge, da sieht man nicht, was drin ist,“ bemerkt Sitzungspräsident Ludi Paul). Insgesamt acht Hektoliter Flüssigkeit werden bei den zehn Sitzungen verbraucht, ein Dank für gute Sponsoring geht an dieser Stelle an die Schweinfurter Brauereien.
Jetzt geht auch das Gewusel hinter der Bühne los, die Umkleideräume in den Katakomben füllen sich, „schminken tut sich hier bei uns jeder selbst oder lässt sich von der Freundin oder dem Kollegen helfen,“ weiß Paul. Einige Zahlen wird er noch los: „44 Elferräte wechseln sich bei den insgesamt zehn Sitzungen ab, dann der Damenelferrat, rund 70 Leute sind bei der Turn- und Tanzgruppe und den Turnern, 25 Köpfe zählen die Sunnyboys, so um die 25 Büttenredner und Darsteller, 20 Jungs und Mädels bei den Stadtpfeifern. Dazu kommen dann noch die Mädels der Gastgarden und die begleitenden Elferräte.“
Dann beginnt auch für den Sitzungspräsidenten der Countdown, Zettel mit Namen der bereits anwesenden Prominenz werden ihm gereicht, sind die Gastgarden schon da, klappt die Beschallung, das Licht - es gibt Tausend Dinge, die beachtet werden müssen.
Derweil stehen die Stadtpfeifer schon bereit, ist Helmuth Backhaus, der als armer Poet den Abend eröffnet, bereits bühnenfertig angezogen. In einer Ecke im Künstlerraum sitzt ganz abwesend Fabian Wahler und konzentriert sich auf seinen Text. „Lampenfieber? Nicht mehr so wie beim ersten Auftritt, aber etwas hat man immer, sonst wäre das ja langweilig.“ Kurz danach treffen die Mitglieder der Eintagsfliegen ein und Müllmann Adi Schön schlüpft in die Arbeitskleidung, Mütter der Kindertanzgruppe helfen dem Nachwuchs beim Schminken und Anziehen.
Derweil läuft die Show und zwischendurch wirft jeder Neuankömmling einen Blick auf die Bühne und auf das Publikum, verfolgt das Geschehen auf dem Monitor im Aufenthaltsraum. „Wie sind die Leute drauf, gehen sie mit, reagieren sie nicht auf Gags?“ Fragen, die nicht laut ausgesprochen werden, aber in den Gesichtern zu lesen sind. Und je mehr das Publikum mitgeht, desto entspannter werden die Mienen der Akteure. Fertigmachen zum Auftritt, die einen kommen vom Saaleingang, die anderen aus dem Hintergrund der Bühne - und fast hätten wir die schwarzgekleidete Truppe vergessen. Es sind die Bühnenhelfer, die in Windeseile Geräte und Mikrofone auf- und wieder abbauen. Noch zwei Zahlen hat Georg Hümpfer parat: 3000 Euro Gebühren fordert die GEMA für die Musik, 6500 Euro werden für die Orden ausgegeben.
„Unser Abend beginnt gegen Mittag,“ erläutert Gesellschaftspräsident Georg Hümpfer. Um diese Zeit fangen die Heinzelmännchen mit dem Brötchenschmieren an, schließlich wollen gut 200 Mitwirkende am Abend versorgt sein. 300 Brötchen und rund 15 Kilogramm Wurst, dazu gut 70 Mohn-, Laugen- und Salzstangen, natürlich pro Sitzung, wollen verarbeitet werden. Ein knapper Hektoliter Flüssigkeit von Limo über Bier bis Wein steht bereit, ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an die Schweinfurter Brauereien, die einen guten Teil der Getränke sponsoren.
und ein guter Teil davon ist auch schon viele Wochen vor dem offiziellen Start gut beschäftigt. Über 250 Stunden, natürlich ehrenamtlich, investiert zum Beispiel Ingrid Hümpfer, durch deren Hände ein guter Teil der Kostüme geht. „Dabei sind das nur die großen Änderungen und Neuanfertigungen, die vielen kleinen Sachen wie einen Reißverschluss auswechseln oder eine Naht nachnähen, kann man da gar nicht erfassen.“ Rund 2000 Euro gibt die Gesellschaft jedes Jahr für Stoffe aus, dazu gut 1000 Euro für Accessoires und Zubehör.
Ihr Jubiläumsprogramm hat die Schwarze Elf am vergangenen Wochenende mit ihrem traditionellen Auftritt in Bamberg sozusagen generalerprobt. Das Echo sei gut gewesen, gleichwohl gebe es bis Freitag noch einiges zu feilen, berichtet Paul. Am kommenden Freitag, 20 Uhr, steigt nämlich die erste von insgesamt zehn Sitzungen der Schwarzen Elf in der Stadthalle. Sie finden am 16., 17. und 18. Januar, am 22., 23., 24. und 25. Januar sowie am 30. und 31.1. und am 2. Februar statt. Am Sonntag beginnen sie um 18 Uhr, ansonsten jeweils um 20 Uhr. Über Tel. 4 59 86 gibt's nähere Auskünfte und noch einige Karten.
© Herbert Götz