2008
Putsch des Publikums in der Stadthalle
Den Saal zum „Dop'n“ bringen
SCHWEINFURT (10.11.2007) · Wundern Sie sich nicht, wenn Sie bei der Schwarzen Elf eine Menge bunter, keinesfalls aber bittere Pillen schlucken müssen! Nehmen Sie's gelassen, falls Aktive Ihnen mit Riesen-Spritzen folgen! Denn die Kolping-Narren sagen sich: „Da dopt der Saal!“. Und vielleicht gerade weil dieser schöne „fränkische“ Spruch ein bisschen aufgeputscht wirkt, sind natürlich auch Radfahrer bei den Sitzungen herzlich willkommen.
Sogar aufs Podest heben wird die Schwarze Elf ihre weiter hinten sitzenden Gäste in der Stadthalle. Denn eine Umfrage vor zwei Jahren hatte ergeben, dass die Bühnen-Geschehnisse von dort sowohl optisch als auch akustisch manchmal nur schwer zu verfolgen seien. Deshalb ließen die Kolping-Narren von der AFZ-Schreinerei ein mobiles Podest bauen, auf dem Zuschauer nun vom Hochsitz aus das Programm erleben dürfen. Zudem werde man die Sitzreihen auf dieser Fläche ein wenig lichten, erklärt Sitzungspräsident Ludwig Paul, so dass auch für die dann etwa 120 „Hinterbänkler“ der Aufenthalt attraktiv werde.
Ansonsten will die Schwarze Elf – dem Zeitgeist entsprechend – mit Doping an der einen oder anderen Stelle erreichen, dass alle ihr helles Vergnügen haben. Besonders mag dies für die „Faschingsmuffel“ gelten, die für die Olympischen Spiele trainieren. Raimund und Antje Meier, Markus Weber, Sophia Kimmel, Pit Niedermeyer und Peter Kuhn arbeiten an ihrem Marathon aus Witz, Kabarett und Theater, und Ähnlichkeiten mit Sportlern der Tour, des Tennis oder der Leichtathletik werden sicherlich beabsichtigt sein.
Den Rahmen der Sitzungen bilden wie gewohnt die Stadtpfeifer und die Sunnyboys. Letztere geleiten traditionell als „Türöffner“ hinaus in Richtung des lärmenden Straßen-Karnevals. Die Stadtpfeifer werden wieder einmal in den historischen Uniformen der Bürgerwehr die Sitzungen eröffnen. Wie im 18. Jahrhundert, in grün und weiß mit Dreispitz auf dem Kopf, halten sie Einzug. Seine Rolle als „mobiler Hausmeister“ will Helmuth Backhaus fortsetzen. Vom Boulevard bis zur Politik blickt er auf alles, was Schlagzeilen machte.
Schlagzeilen zumindest in der Lokalpresse und Furore im Sitzungssaal machte mit seinem hervorragenden Début in der Bütt' in der vergangenen Session Jonas Paul. Jetzt will sich der demnächst 14-jährige unter die Anhänger verschiedener Sportarten mischen und mit seinen Fanfaren Mannschaften des Fußballs, Hockeys, Korb- oder Handballs kräftig anfeuern. – Ebenfalls aufs Spielfeld begibt sich seine Mutter, Doris Paul. Sie ließ sich von den Erfolgen der Damen-Fußballnationalmannschaft inspirieren und will erklären, was bei „Frau und Fußball“ tatsächlich abgeht. Männer, die während ganzer Fernsehabende nicht ansprechbar sind, oder Verlierer-Typen, die ihre blauen Flecken bejammern, sollten sich schon einmal warm anziehen!
„Nichts ist lustiger als das wahre Leben“, sagt sich schon lange Fabian Wahler. Und weil er im richtigen Leben Lehrer werden will, hat er beschlossen, in diesem Fasching Referendar-Stunden in Sachen Klamauk zu halten: In den Fächern Wirtschaft, Bierologie und Hektoliteratur. Alles andere als bierernst wird es auch bei „Stasi und Blasi“ alias Ludwig Paul und Adi Schön. Zum dritten Mal beleuchten sie speziell die städtischen Vorgänge, und sicherlich graben sie dabei nicht nur das ganz alte Gemäuer aus.
Auf seine bisherige Komik-Ehefrau, Doris Bretscher, muss Thomas Spath künftig verzichten. Ihm ist eine neue, nicht minder komische Partnerschaft zugedacht. Doch noch ist offen, ob es sich um einen besten Freund oder eine neue „Ehe“ handeln wird. Keine Thema-Angabe gibt es von Peter Kuhn als Einzel-Redner. Er will wieder brandaktuell das politische und wirtschaftliche Zeit-Geschehen kommentieren.
„Haben die gedobt im Saal oder gedopt im Saal?“, mag mancher sich fragen bei den Turnern der Schwarzen Elf, die seit Jahren mit schier unglaublichen Leistungen faszinieren. Ludwig Paul aber versichert, dass „diese Truppe noch absolut sauber“ sei. Somit ist keine Sperre zu befürchten und die Zuschauer werden erleben, wie man Sessel, Schränke, das Klavier und feines Porzellan stemmt, wenn „der Umzug“ über die Bühne geht.
Ins erweiterte Europa tanzt die Turn- und Tanzgruppe. Mit folkloristischen Elementen soll dies stets beginnen, mit der den jeweiligen Ländern eigenen „jungen Szene“ enden. Dafür, dass von der Musik bis zu den Kostümen alles genauestens passt, sorgt die Perfektion, mit der sich Gruppen-Leiterin Ingrid Klier der Thematik widmet. – Getanzte Musik-Geschichte(n) bietet das Männerballett. Im Rückblick auf den heuer begangenen 30. Todestag von Elvis Presley werfen sich die acht Herren ins Petticoat, tanzen Rock'n Roll und erleben ihre „Chefin“, Micha Hillus, als den „King“, der immer wieder dazwischensingt.
Weitere Tanz-Beiträge zeigen Garden aus ganz Franken, die von Sitzung zu Sitzung wechseln. Aus dem Landkreis tritt diesmal die Garde von Grettstadt auf. Ansonsten dürfen sich Besucher beispielsweise auf die Buchnesia Nürnberg, die Garde „Coburger Mohr“, die Tanzsportgarde Veitshöchheim, auf Tanzmariechen aus Roth oder das Männerballett von Bad Windsheim freuen.
© Eva Landgraf
Quelle: Volkszeitung Schweinfurt