2018
Main und Mainz, das passt zusammen
Peter Kuhn beim traditionsreichen Mainzer Carnevalsverein (MCV)? Hat er etwa der Schwarzen Elf den Rücken gekehrt? Mitnichten, das würde er niemals tun. „Die schwarze Elf geht immer vor“, betont Peter Kuhn. So ein gestandener Büttenredner wie Kuhn, bekanntermaßen ein Meister des fein geschliffenen närrischen Vortrags, bekommt den Spagat zwischen Schweinfurt und Mainz spielend hin. Der Mainzer Carnevalsverein hat vielmehr dem Oberwerrner, der regelmäßig die Kultsendung „Fastnacht in Franken“ mit seinen pointierten Vorträgen bereichert, die Mitgliedschaft angeboten – und Peter Kuhn hat natürlich angenommen.
Ein Franke am Rhein
Aber wie kam es dazu, dass Peter Kuhn heuer schon den vierten Faschingssonntag in Folge einen Auftritt in der Mainzer Rheingoldhalle haben wird? Auch die närrischen Wege sind mitunter verschlungen. Die Mutter eines Aktiven der Schwarzen Elf ist Patientin bei einem Facharzt in der Eifel – der ist nicht nur Arzt, sondern auch der „Bajazz mit der Laterne“ beim „Meenzer Carneval“.
Und als solcher hatte er auch schon von Peter Kuhn gehört, der zwar aus Franken stammt, aber dessen Vorträge, weil eben nicht in Mundart vorgetragen, man auch in Mainz verstehen würde. 2014 schnupperte Peter Kuhn als Gast beim Mainzer Carneval hinein. 2015 starb der Mainzer Carnevalist Jürgen Dietz, bekannt als „Bote vom Bundestag“, und so wurde der Franke Peter Kuhn eingeladen die Rheinländer bei der Prunksitzung am Faschingssonntag zu begeistern. Sein Vortrag als Angehöriger der „Schweinfurter Bürgerwehr“, wie er auch in „Fastnacht in Franken“ zu sehen war, kam sehr gut an bei den 2000 Besuchern. Die Einladung zu den Sitzungen für 2016 als „Wetterplauderer“ und 2017 als „Maskenbildner“ waren ausgemachte Sache.
Urzelle der politischen Fastnacht
Warum dann erst jetzt die Mitgliedschaft beim MCV? Das hängt mit den Aufnahmeritualen beim MCV, anerkanntermaßen die Urzelle der politischen Fastnacht und bereits 1838 gegründet, zusammen. Mitglied beim MCV wird man nicht einfach so, vielmehr muss man drei Jahre lang den Fasching aktiv mitgestaltet haben. Hat man sich bewährt als Narr am Rhein, dann wird einem die Mitgliedschaft angeboten.
„Schon deshalb ist die Mitgliedschaft beim MCV für mich eine große Ehre, sozusagen ein Ritterschlag“, so Peter Kuhn, der heuer am Faschingssonntag in Mainz den „Chemiker“ geben wird. Man muss kein Prophet sein um zu erraten, dass es dabei auch wesentlich um die Chemie zwischen koalierenden Parteien gehen wird.
Gut aufgenommen von den Mainzer Jecken
Peter Kuhn, der seine Büttenreden alle selber schreibt, fühlt sich beim MCV gut aufgehoben, pflegt man doch dort die Tradition des literarisch politischen Faschings und ist weniger auf Klamauk aus. Zu lernen hatte er aber doch einiges über diesen Verein, der seit Jahrzehnten durch Kultsendungen wie „Mainz bleibt Mainz“ Inbegriff rheinischen Frohsinns ist und dessen närrische Ausstrahlung auch viele Faschingsvereine der Region beflügelt hat. Der MCV hat zum Beispiel eine eigene Theaterabteilung und es gibt alleine fünf verschiedene Arten von Kappen. Während früher der Mainzer Carneval so etwas wie eine geschlossene Gesellschaft war, hat man sich inzwischen auch für andere närrische Einflüsse geöffnet, wie zum Beispiel den Franken Peter Kuhn. Bestes Beispiel für diese Öffnung ist der aktuelle MCV-Präsident Reinhard Urban – ein Oberbayer.
Das Ansehen der fränkischen Fastnacht ist auch in Mainz gewachsen, ist sich Peter Kuhn sicher. Die Zeiten in denen man in Mainz mit Fasching aus anderen Regionen etwas „gefremdelt“ hat, sind längst vorbei. So wird Peter Kuhn auch heuer wieder auf dem Aktionswagen des MCV beim großen Mainzer Faschingsumzug mit von der Partie sein. Kuhn fühlt sich inzwischen gut aufgenommen im erlauchten Kreis der Mainzer Jecken, dennoch ist und bleibt die Schwarze Elf die närrische Heimat, denn anders wie im Fußball, wo man nicht für zwei Vereine spielen kann, ist es im Fasching völlig normal, wenn die Akteure von Bütt zu Bütt wandern – gelacht wird überall, vor allem wenn Wort und Witz sich auf hohem Niveau begegnen wie bei Peter Kuhn.
Mainpost 25.01.18