Schwarze Elf startet mit Vollgas in die Prunksitzungen

SCHWEINFURT · „Wenns läfft, dann läffts“ lautet das Motto der Schwarzen Elf 2016 – inspiriert vom Marktbrünnle. Wer an Schlimmeres denkt, ist selber schuld. Ansonsten galt beim Faschingsauftakt am Freitag: Humor ist, wenn man trotzdem lacht, trotz Terror und anderer Nöte. So ist etwa, vor dem Jahreswechsel, mit Ludwig Paul Senior ein Urgestein der Kolpingsfamilie von der irdischen Bühne abgetreten.

Auch in seinem Sinne „lief es weiter“: Mit den Klängen der Schweinfurter Stadtpfeifer zogen Ludwig Paul Junior und seine Elferräte auf die Tribüne. „Prost Neujahr!“ grüßte der Sitzungspräsident und hielt nach den Heiligen Drei Königen unter 600 Zuschauern Ausschau: So zeitig hält König Karneval selten Hof.

Es dauerte etwas, bis Schweinfurts Profi-Narren zur gewohnten Höchstform aufliefen: Wie bei der Nationalelf gibts hier weniger Samba, dafür Können und System. Das Aufwärmen übernahmen die Trommler und Pfeifer unter Kommando von Thorsten Riese, Silke Johanni und Andrea Neubert. Mit dem Gardetanz der Veitshöchheimer TSG stieg die Temperatur merklich an. Bevor der „Hausmeister von der Stadthalle“ alias Helmuth Backhaus das letzte Jahr durch die Wurstmaschine kurbelte.

Sie ist zurück: Die „German Angst“. Nicht nur die Cenosillicaphobie – die Angst vor leeren (Bier)Flaschen. Sondern auch vor VW-Abgasen und Flüchtlingswellen.

Gefragt ist interkulturelle Kompetenz: Jungbüttenredner Marco Breitenbach blickte auf seinen Schüleraustausch zurück, in China. Das Nachwuchstalent war wirklich dort und überzeugte auch 2016 mit solider Leistung. „Volltreffer“ hieß es bei den Turnern und Turnerinnen, in Schuss gebracht von Martina Hochrein und Viktoria Lendel. Im Wilden Westen flogen die Fäuste, die Röcke und nicht zuletzt die Cowgirls und -Boys selbst, beim atemberaubenden Schautanz im Saloon. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen.

Gekonnt doppeldeutiges „Bettgeflüster“ gab es bei Doris Paul, die nach einer kuscheligen Unterlage für sich und ihren Ehegatten suchte. Im flotten Sketch sorgte eine Vollfettflatrate für Verzweiflung: Ein Kunde (Manfred Göbel) versucht sein Telefon in Gang zu bringen, die Frau am anderen Ende der Hotline (Bettina Niedermeyer) und der Techniker (Thomas Spath) machen alles nur noch schlimmer. Die„Kultklamotten“ wurden dann durch die Turn- und Tanzgruppe entstaubt, in allen Größen auf die Bühne gebracht von Ingrid Klier und Uwe Ludwig: Egal ob als Kindertrachtentanz, Klum-Casting, mit Rockn Roll oder Strandbikini.

„Wenns läfft, dann läffts“: Was das Motto des Abends bedeutet, das zeigte nach der Pause die Jugend des „Narrenschiffs“. Die fernseherprobte TSG-Garde tanzte durchs Kitzinger Fastnachtsmuseum.

Dann gab's den Schönwetterbericht von Peter Kuhn, mit einfach brillanter Büttenrede. Nein, politisch ist 2015 nichts passiert, meteorologisch um so mehr: In Russland sorgte Väterchen Frost für eine neue Eiszeit, in Frankreich baut sich eine „Kaltfront National“ auf. Über Deutschland schwebt das Hochdruckgebiet Angela, darunter Bodentief Sigmar. Sturmtief Horst blitzt ständig ab, während im Osten Angelas Dauer-Sonnenschein mal für Bräunung, mal für Sonnenbrand sorgt. Und eine Flutwelle übers Land zu schwappen droht, gemeistert dank Ehrenamt. Am Ende stürmischer Applaus.

Ehrungen gab's auch: für Dorothea Schömig (als Landesvorsitzende des Kolpingwerks), Wolfgang Ziegler (vom Bund Deutscher Karneval) und Ralf Hofmann. Mit dem Kunstvereinsvorsitzenden hatte sich ein „Roter“ zu den Schwarzelfen „verirrt“.

Ganz oben spielt bereits Jonas Paul mit, der als singender Schein-Kontrolleure antrat: Für alles braucht man hierzulande seinen Schein, Angelschein, Führerschein, Heiligenschein. Für gekonnte Parodien, nicht nur auf den „Frankendadord“ gab es wohlverdiente Standing Ovations. „Wir sind schwanger“, hieß es bei Fabian Wahler, der aus den Nöten eines werdenden Vaters plauderte, bevor die Stewardessen der „Black Eleven Airlines“ abhoben, in die (Bühnen-)Luft gebracht von Christine Scheuring und Eva Steinert.

Nach der Punktlandung des Männerballets nahmen Stasi und Blasi (alias Ludi Paul und Adi Schön) kurzweilig das Lokalgeschehen aufs Korn: KKG-Rückbau, Heeresstraße oder freundlich lächelnde Menschen dank Asylbewerbern („Das kennt man in Schweinfurt ned“).

Die Sunnyboys vom Baggersee sorgen für den (b)rassigen Ausklang vor dem Luftballon-Regen, die sonstigen Töne steuerten die Sitzungskapelle Quartetto bei. Sechs Sitzungen stehen nach dem Auftaktwochenende noch auf dem Programm.


Text: Uwe Eichler
Bilder: Uwe Eichler
Volkszeitung Schweinfurt

Zum 33-jährigen Jubiläum der Schwarzen Elf im Jahre 1987 stiftete Peter Lehmann von sich aus einen Spiegelorden in Gold.

Die Vorstandschaft beschäftigte sich mit dieser von ihr nicht bestellten Auszeichnung und erkannte sie schließlich offiziell an.


Der Spiegelorden in Gold sollte zur Erinnerung an Walter Zänglein unregelmäßig für besondere Verdienste verliehen werden. Trotzdem gab es in der Folgezeit lediglich zwei Preisträger: Sepp Ehrlitzer und Hans Driesel.

Warum der Preis danach nicht weiter verliehen wurde, ist unklar.
Heute wird er offiziell nicht mehr verliehen.

Weil man annahm, dass gerade bei der SKF Turn- und Tanzgruppe eine so hohe Fluktuation herrscht, dass die tanzenden Mädchen niemals auf elf Jahre Mitwirkung und somit auch nicht in den Genuss des Spiegelordens kommen, wurde für sie ab 1976 eine eigene Auszeichnung geschaffen.
Die (bereits seit 1971) offizielle Fünf-Mark-Gedenkmünze „Albrecht Dürer“ wurde gerahmt und mit einer Kette versehen.
Die Münze bekamen die Mädchen nach fünf Jahren aktiver Mitwirkung überreicht.
Der Orden wurde nicht mehr verliehen, als es die Gedenkmünzen nicht mehr zu kaufen gab.

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