„Sie oder Er ist mit Herzblut dabei“ ein Ausspruch den man immer dann hört, wenn jemand mehr gibt als man als reine Arbeitsleistung erwarten würde. Das nüchterne Maß dessen, was zu leisten ist wird übertroffen, nicht messbar, aber fühlbar. Herzblut wird nicht gemessen, entweder man spürt es oder nicht, es gibt hier kein dazwischen. Gerade in unserer Gemeinschaft meine ich dieses Herzblut sehr oft zu verspüren. Einsatz nicht nur mit den Händen, Einsatz mit dem Herzen. Einsatz der freiwillig gegeben wird, der auf keiner Schuldentafel steht, Einsatz der keine Pflicht ist, aber trotzdem Jahr für Jahr vorbehaltlos gegeben wird. Freundschaften die bestehen, nicht weil man sich mit langen, floskelhaften Worten der Treue und Freundschaft verpflichtet, sondern weil man sich ohne Worte so gut versteht, weil die Wellenlänge passt, ohne dass es eines äußeren Zwanges bedarf.
Die Signale des Herzens schlagen im gleichen Rhythmus, das Gesamte, die Gesamtheit unserer Gemeinschaft ist mehr als die sachliche Summe der Einzelheiten, der Einzelkräfte, der einzelnen Taten. Vom Fußball her ist bekannt, dass eine Ansammlung von Stars noch keine Mannschaft bildet. Erst das Team, der Teamgeist macht den Erfolg aus.
Wir haben Teamgeist, wir haben Herzblut.
Ähnlich haben Roland und Stefan es in einem ihrer letzten Sonntagsgottesdienste in der Meditation mit den Worten Laotses sehr treffend wiedergegeben:
Pflicht ohne Liebe macht verdrossen,
Wahrheit ohne Liebe macht kritiksüchtig,
Erziehung ohne Liebe macht eng,
Klugheit ohne Liebe macht gerissen,
Verantwortung ohne Liebe macht einseitig,
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart,
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch,
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich,
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch,
Macht ohne Liebe macht gewalttätig,
Ehre ohne Liebe macht gierig,
Besitz ohne Liebe macht geizig,
Glaube ohne Liebe macht fanatisch.
Gerade weil wir die Liebe, weil wir das Herzblut, weil wir den Teamgeist haben, trifft es uns auch schwer, wenn jemand aus dieser Gemeinschaft uns verlassen muss. Im letzten Jahr waren dies unsere Mutter Luise Paul und der erst letzte Woche verabschiedete Josef Kronewald. Sie haben uns verlassen und sind einen Weg gegangen, von dem wir zwar überzeugt sind, dass er ins Gute, ins Licht führt, von dem wir aber auch wissen, dass wir ihnen nicht folgen können. Wir müssen sie dorthin alleine entlassen. Was wir aber tun können ist beten. Zum Beispiel in Form dieses alten irischen Segenswunsches:
Den tiefen Frieden
Im Rauschen der Wellen wünsche ich Dir
Den tiefen Frieden
Im schmeichelnden Wind wünsche ich Dir
Den tiefen Frieden
Über dem stillen Land wünsche ich Dir
Den tiefen Frieden
Unter den leuchtenden Sternen wünsche ich Dir
Den tiefen Frieden
Vom Sohne des Friedens wünsche ich Dir
So wollen wir in der Gewissheit, dass unsere Bitte, unser Segen, die Verstorbenen erreicht gemeinsam beten:
Vater unser...